Erwartungsangst bei Panikattacken überwinden: Die Angst vor der Angst besiegen
Die Angst vor der nächsten Panikattacke kann lähmender sein als die Attacke selbst. Erfahren Sie, wie Sie den Teufelskreis der Erwartungsangst durchbrechen.

Wenn die Angst vor der Angst Ihr Leben bestimmt
Vielleicht kennen Sie dieses Gefühl: Sie wachen morgens auf und der erste Gedanke ist nicht “Wie wird heute?”, sondern “Werde ich heute eine Panikattacke bekommen?“. Sie gehen zur Arbeit, zum Einkaufen, treffen Freunde – aber im Hintergrund läuft permanent ein Kontrollprogramm: Wie fühlt sich mein Herz an? Atme ich normal? Fühle ich mich schwindelig?
Willkommen in der Welt der Erwartungsangst – der Angst vor der Angst. Für viele Menschen mit Panikstörung wird diese permanente Sorge zum größeren Problem als die Panikattacken selbst. Sie ist wie ein unsichtbarer Schatten, der Sie überallhin begleitet und das Leben in einem ständigen Alarmzustand hält.
Die gute Nachricht: Erwartungsangst ist kein unabänderliches Schicksal. Mit dem richtigen Verständnis und bewährten Strategien können Sie diesen Teufelskreis durchbrechen und Ihr Leben zurückgewinnen.
Was genau ist Erwartungsangst?
Erwartungsangst, auch antizipatorische Angst genannt, ist die anhaltende Besorgnis und Furcht vor zukünftigen Panikattacken. Sie entwickelt sich typischerweise nach den ersten Panikattacken und ist ein Kernmerkmal der Panikstörung.
Die Komponenten der Erwartungsangst
Ständige Körperbeobachtung: Sie scannen permanent Ihren Körper nach Anzeichen einer drohenden Panikattacke. Jedes Herzstolpern, jede kleine Veränderung wird registriert und als potenzielle Gefahr bewertet.
Katastrophendenken: Sie malen sich aus, was alles Schlimmes passieren könnte: “Was, wenn ich im Supermarkt eine Panikattacke bekomme und alle mich anstarren?” oder “Was, wenn ich beim Autofahren eine Attacke kriege und einen Unfall baue?”
Vermeidungsverhalten: Um die gefürchteten Situationen zu umgehen, beginnen Sie, bestimmte Orte oder Aktivitäten zu meiden. Dies gibt kurzfristig Erleichterung, verstärkt aber langfristig die Angst.
Sicherheitsverhalten: Sie entwickeln Strategien, um sich sicherer zu fühlen: Immer ein Handy dabeihaben, nur in Begleitung ausgehen, Notfallmedikamente mitführen. Diese Verhaltensweisen halten die Angst jedoch aufrecht.
Der Teufelskreis: Wie Erwartungsangst Panikattacken verstärkt
Erwartungsangst ist nicht nur unangenehm – sie schafft eine sich selbst erfüllende Prophezeiung. So funktioniert der Kreislauf:
Schritt 1: Die erste Panikattacke
Sie erleben eine oder mehrere Panikattacken, die Sie als extrem bedrohlich wahrnehmen. Ihr Gehirn speichert diese Erfahrung als Gefahr ab.
Schritt 2: Entwicklung der Sorge
Nach der Attacke beginnen Sie, ständig zu befürchten, dass es wieder passiert. Die Angst wird zum ständigen Begleiter.
Schritt 3: Erhöhte Wachsamkeit
Ihr Körper befindet sich in permanenter Alarmbereitschaft. Das Nervensystem ist chronisch aktiviert, Sie sind angespannt und gestresst.
Schritt 4: Fehlinterpretation normaler Körperempfindungen
Durch die ständige Körperbeobachtung nehmen Sie jede kleine Veränderung wahr. Normales Herzrasen nach Treppensteigen wird als Beginn einer Panikattacke interpretiert.
Schritt 5: Angst verstärkt körperliche Symptome
Die Interpretation “Das ist eine Panikattacke!” löst Angst aus, die tatsächlich körperliche Stresssymptome erzeugt: Herzrasen nimmt zu, Sie schwitzen, werden schwindelig.
Schritt 6: Eine neue Panikattacke entsteht
Ihre Angst hat genau das ausgelöst, was Sie befürchtet haben. Die Prophezeiung erfüllt sich selbst, und der Kreislauf beginnt von vorn.
Das fatale Ergebnis
Jede neue Panikattacke verstärkt Ihre Erwartungsangst. Sie denken: “Ich habe es gewusst! Es ist wieder passiert!” Dies festigt Ihre Überzeugung, dass Sie jederzeit eine Attacke bekommen können, und die Angst intensiviert sich.
Warum Erwartungsangst so hartnäckig ist
Es gibt mehrere Gründe, warum sich Erwartungsangst so hartnäckig hält:
1. Das Gehirn lernt durch Wiederholung
Jedes Mal, wenn Sie eine Situation aus Angst vermeiden oder Sicherheitsverhalten zeigen, verstärken Sie die neuronalen Verknüpfungen, die Angst auslösen. Ihr Gehirn lernt: “Gefahr vermieden = ich bin sicher.” Dies verhindert aber, dass Sie die Erfahrung machen, dass nichts Schlimmes passiert, wenn Sie die Situation durchstehen.
2. Negative Verstärkung durch Vermeidung
Vermeidung führt zu kurzfristiger Erleichterung. Dieses gute Gefühl belohnt das Vermeidungsverhalten und macht es wahrscheinlicher, dass Sie es wiederholen. Langfristig wird Ihr Lebensraum dadurch immer kleiner.
3. Selektive Wahrnehmung
Ihr Gehirn ist darauf programmiert, nach Beweisen für Ihre Ängste zu suchen. Sie bemerken jede kleine Veränderung, die Ihre Befürchtung bestätigt, ignorieren aber die vielen Male, an denen nichts passiert ist.
4. Intoleranz gegenüber Unsicherheit
Menschen mit Erwartungsangst haben oft eine geringe Toleranz für Unsicherheit. Der Gedanke “Ich weiß nicht, wann die nächste Attacke kommt” ist schwer auszuhalten. Daher versuchen Sie, maximale Kontrolle und Sicherheit zu erreichen – was unmöglich ist.
Die Folgen von chronischer Erwartungsangst
Unbehandelte Erwartungsangst beeinträchtigt Ihr Leben massiv:
Körperliche Folgen
- Chronische Anspannung: Verspannte Muskeln, Kopfschmerzen, Erschöpfung
- Schlafstörungen: Schwierigkeiten einzuschlafen oder durchzuschlafen aus Sorge vor nächtlichen Panikattacken
- Schwächung des Immunsystems: Chronischer Stress macht anfälliger für Krankheiten
- Verdauungsprobleme: Magenschmerzen, Reizdarmsyndrom durch ständige Anspannung
Psychische Folgen
- Depression: Die ständige Belastung kann zu depressiven Symptomen führen
- Soziale Isolation: Rückzug von Freunden und Familie aus Angst vor Panikattacken in sozialen Situationen
- Vermindertes Selbstwertgefühl: Das Gefühl, “nicht normal” zu sein und das Leben nicht im Griff zu haben
Soziale und berufliche Folgen
- Eingeschränkte Mobilität: Vermeidung von öffentlichen Verkehrsmitteln, weiten Reisen
- Berufliche Nachteile: Ablehnung von Beförderungen oder Projekten aus Angst
- Beziehungsprobleme: Partner und Familie werden belastet, fühlen sich hilflos
Der Weg aus der Erwartungsangst: Bewährte Strategien
Die gute Nachricht: Erwartungsangst lässt sich überwinden. Hier sind die wirksamsten Strategien:
Strategie 1: Verstehen und akzeptieren
Der erste Schritt ist paradox: Akzeptieren Sie, dass Panikattacken möglich sind, statt dagegen anzukämpfen.
Warum das funktioniert: Je mehr Sie gegen die Möglichkeit einer Panikattacke kämpfen, desto mehr Energie geben Sie der Angst. Akzeptanz bedeutet nicht Resignation, sondern Realismus: “Ja, ich könnte eine Panikattacke bekommen. Sie wäre unangenehm, aber nicht gefährlich. Ich habe sie schon überstanden und würde es wieder schaffen.”
Praktische Übung: Sagen Sie sich mehrmals täglich: “Ich akzeptiere, dass ich gerade Angst habe. Das ist okay. Die Angst ist unangenehm, aber sie ist nicht gefährlich.” Diese Selbstgespräche reduzieren den inneren Kampf.
Strategie 2: Kognitive Umstrukturierung
Lernen Sie, Ihre angstauslösenden Gedanken zu hinterfragen und zu verändern.
Schritt 1: Gedanken identifizieren Wenn Sie Erwartungsangst spüren, halten Sie inne und fragen Sie sich: “Was denke ich gerade?” Schreiben Sie die Gedanken auf.
Beispiele:
- “Ich werde bestimmt gleich eine Panikattacke bekommen.”
- “Wenn ich jetzt eine Panikattacke bekomme, wird es schrecklich.”
- “Alle werden mich für verrückt halten.”
Schritt 2: Gedanken hinterfragen Stellen Sie Ihren Gedanken kritische Fragen:
- “Wie wahrscheinlich ist es wirklich, dass das passiert?”
- “Habe ich Beweise dafür oder dagegen?”
- “Was ist das Schlimmste, das realistisch passieren könnte?”
- “Wie oft hatte ich diese Angst, und wie oft ist es wirklich passiert?”
Schritt 3: Realistische Alternativen entwickeln Ersetzen Sie katastrophisierende Gedanken durch realistische:
- Statt “Ich bekomme bestimmt eine Panikattacke” → “Ich habe Angst, eine zu bekommen. Das bedeutet aber nicht, dass es passiert.”
- Statt “Es wird schrecklich” → “Es wäre unangenehm, aber ich habe Techniken, um damit umzugehen.”
- Statt “Alle denken, ich bin verrückt” → “Die meisten Menschen sind mit sich selbst beschäftigt und bemerken es nicht einmal.”
Strategie 3: Exposition – Konfrontation mit der Angst
Dies ist die wirksamste, aber auch anspruchsvollste Strategie. Das Prinzip: Sie setzen sich schrittweise den gefürchteten Situationen aus, um zu lernen, dass Ihre Befürchtungen nicht eintreten.
Warum Exposition funktioniert: Ihr Gehirn kann nur durch Erfahrung lernen, dass eine Situation nicht gefährlich ist. Vermeidung verhindert diese Lernerfahrung. Durch wiederholte Konfrontation lernen Sie: “Ich kann das aushalten. Es ist unangenehm, aber ich schaffe es.”
So gehen Sie vor:
Erstellen Sie eine Angsthierarchie Listen Sie alle Situationen auf, die Sie aus Angst meiden, und bewerten Sie sie von 0 (keine Angst) bis 100 (extreme Angst):
- Beispiel: “Allein zu Hause bleiben” (20), “Kurzer Spaziergang allein” (40), “Supermarkt zu Stoßzeiten” (70), “Öffentliche Verkehrsmittel allein” (90)
Beginnen Sie mit mittlerer Angst Starten Sie nicht mit der leichtesten Situation, aber auch nicht mit der schwersten. Eine Bewertung von 40-60 ist ideal.
Bleiben Sie in der Situation Das ist entscheidend: Bleiben Sie so lange in der Situation, bis Ihre Angst messbar nachlässt (mindestens um die Hälfte). Wenn Sie vorher gehen, verstärken Sie die Angst.
Wiederholen Sie die Übung Führen Sie dieselbe Exposition mehrmals durch, bis Ihre Angst deutlich gesunken ist (unter 30), bevor Sie zur nächsten Stufe übergehen.
Verzichten Sie auf Sicherheitsverhalten Nehmen Sie kein Beruhigungsmedikament mit, gehen Sie ohne Begleitung, nutzen Sie kein Handy zur Ablenkung. Nur so lernen Sie, dass Sie auch ohne diese Hilfsmittel sicher sind.
Wichtig: Diese Übungen sind herausfordernd. Idealerweise führen Sie sie unter therapeutischer Anleitung durch. Wenn Sie allein üben, beginnen Sie klein und steigern Sie sich langsam. Mehr über systematische Therapie bei Panikattacken und professionelle Expositionstherapie erfahren Sie in unserem ausführlichen Therapie-Ratgeber. Auch das Erkennen und Vermeiden der persönlichen Auslöser von Panikattacken kann Ihre Erwartungsangst reduzieren.
Strategie 4: Achtsamkeit und Defusion
Lernen Sie, Ihre Gedanken zu beobachten, ohne sich mit ihnen zu identifizieren.
Achtsamkeitsübung: Wenn ängstliche Gedanken auftauchen, sagen Sie innerlich: “Ich bemerke, dass ich den Gedanken habe, ich könnte eine Panikattacke bekommen.” Dieser kleine Abstand – “Ich habe den Gedanken” statt “Ich bekomme eine Panikattacke” – reduziert die Macht des Gedankens.
Defusion-Techniken:
- Gedanken wie Wolken: Stellen Sie sich Ihre Gedanken als Wolken vor, die am Himmel vorbeiziehen. Sie beobachten sie, aber lassen sie weiterziehen.
- Gedanken singen: Singen Sie Ihren Angstgedanken zu einer lustigen Melodie (z.B. “Happy Birthday”). Das nimmt ihm die Bedrohlichkeit.
- Gedanken wiederholen: Wiederholen Sie das Wort “Panikattacke” 30 Sekunden lang schnell hintereinander. Es verliert seine emotionale Bedeutung und wird zu einem bloßen Klang.
Strategie 5: Reduzierung der Körperbeobachtung
Chronische Körperbeobachtung hält die Angst aufrecht. Lernen Sie, Ihre Aufmerksamkeit anders zu lenken.
Achtsamkeit auf die Außenwelt: Statt permanent nach innen zu schauen (“Wie fühlt sich mein Herz an?”), richten Sie Ihre Aufmerksamkeit bewusst nach außen:
- Beschreiben Sie detailliert, was Sie um sich herum sehen (Farben, Formen, Bewegungen)
- Hören Sie bewusst auf Geräusche in Ihrer Umgebung
- Konzentrieren Sie sich auf eine Aktivität (Gespräch, Arbeit, Hobby)
Vereinbaren Sie “Angst-Zeiten”: Statt den ganzen Tag über sich Sorgen zu machen, planen Sie täglich 15 Minuten “Sorgenzeit” ein. Wenn ängstliche Gedanken auftauchen, sagen Sie: “Nicht jetzt. Ich kümmere mich um 18 Uhr darum.” In der Sorgenzeit dürfen Sie dann bewusst allen Ängsten nachgehen. Dies hilft, die ständige Grübelei einzudämmen.
Strategie 6: Aufbau von Selbstwirksamkeit
Erwartungsangst basiert auf der Überzeugung “Ich kann Panikattacken nicht kontrollieren”. Stärken Sie das Vertrauen in Ihre Fähigkeiten.
Erfolgstagebuch führen: Schreiben Sie täglich auf:
- Situationen, die Sie trotz Angst gemeistert haben
- Momente, in denen Sie Angst hatten, aber keine Panikattacke bekamen
- Techniken, die Ihnen geholfen haben, ruhig zu bleiben
Kleine Herausforderungen meistern: Setzen Sie sich bewusst kleinen, unangenehmen Situationen aus, die nichts mit Panikattacken zu tun haben (z.B. kalt duschen, ein unangenehmes Gespräch führen). Jede gemeisterte Herausforderung stärkt Ihr Vertrauen: “Ich kann Unangenehmes aushalten.”
Selbstgespräche anpassen: Ersetzen Sie “Ich kann das nicht” durch “Ich habe das schon X-mal geschafft, ich schaffe es wieder” oder “Es ist schwer, aber ich bin stärker, als ich denke.”
Strategie 7: Abbau von Sicherheitsverhalten
Sicherheitsverhalten gibt kurzfristig Erleichterung, hält aber langfristig die Angst aufrecht.
Identifizieren Sie Ihr Sicherheitsverhalten:
- Immer Notfallmedikamente dabeihaben
- Nur in Begleitung ausgehen
- Immer in der Nähe von Ausgängen sitzen
- Ständig Handy griffbereit haben
- Nur zu bestimmten Zeiten einkaufen gehen
Reduzieren Sie es schrittweise: Beginnen Sie mit dem am wenigsten bedrohlichen Sicherheitsverhalten und lassen Sie es weg. Beobachten Sie: Passiert wirklich etwas Schlimmes? Die meisten Menschen stellen fest: Nein, es geht auch ohne.
Strategie 8: Entspannungstechniken im Alltag
Chronische Erwartungsangst hält Ihr Nervensystem in ständiger Alarmbereitschaft. Regelmäßige Entspannung ist essentiell.
Tägliche Atemübungen: Praktizieren Sie täglich 10-15 Minuten bewusste Bauchatmung oder die 4-7-8 Atemtechnik. Dies senkt Ihr Grundangstniveau. Detaillierte Anleitungen finden Sie in unserem Artikel über wirksame Atemtechniken gegen Panikattacken.
Progressive Muskelentspannung: Regelmäßiges Training (2-3 Mal wöchentlich) reduziert körperliche Anspannung und macht Sie resistenter gegen Stress.
Meditation und Achtsamkeit: Schon 10 Minuten tägliche Meditation können nachweislich Angstsymptome reduzieren und die Fähigkeit stärken, mit unangenehmen Gefühlen umzugehen.
Häufige Stolpersteine und wie Sie sie überwinden
Stolperstein 1: “Aber was, wenn wirklich eine Panikattacke kommt?”
Diese Frage blockiert viele Menschen. Die Antwort: Dann kommt sie. Und dann wenden Sie Ihre Bewältigungstechniken an. Eine Panikattacke ist unangenehm, aber nicht gefährlich. Je öfter Sie sie durchstehen, ohne zu flüchten, desto weniger Macht hat sie über Sie.
Was hilft: Erstellen Sie einen konkreten Notfallplan für Panikattacken. Wenn Sie wissen, was Sie tun werden, reduziert dies die Erwartungsangst.
Stolperstein 2: Ungeduld
Sie erwarten schnelle Ergebnisse und werden ungeduldig, wenn sich nicht sofort alles bessert.
Was hilft: Setzen Sie realistische Erwartungen. Erwartungsangst hat sich über Wochen oder Monate aufgebaut – sie braucht Zeit, um zu verschwinden. Feiern Sie kleine Fortschritte.
Stolperstein 3: Rückfälle
Nach einigen guten Wochen haben Sie plötzlich wieder eine Panikattacke und die Erwartungsangst kehrt zurück.
Was hilft: Rückfälle sind normal und Teil des Heilungsprozesses. Sie bedeuten nicht, dass Sie von vorn anfangen müssen. Nutzen Sie die Situation als Übung: “Okay, es ist passiert. Ich kann damit umgehen.”
Stolperstein 4: Perfektionismus
Sie erwarten von sich, alle Strategien perfekt umzusetzen und nie mehr Angst zu haben.
Was hilft: Das Ziel ist nicht, angstfrei zu werden, sondern einen gesunden Umgang mit Angst zu entwickeln. Leichte Angst ist normal und sogar nützlich. Akzeptieren Sie, dass Sie manchmal Rückschritte machen.
Wann Sie professionelle Hilfe brauchen
Versuchen Sie nicht, alles allein zu schaffen. Suchen Sie professionelle Unterstützung, wenn:
- Erwartungsangst Ihr Leben massiv einschränkt
- Sie trotz Selbsthilfe keine Verbesserung erleben
- Sie zusätzlich unter Depression oder anderen psychischen Problemen leiden
- Sie Selbstmordgedanken haben
- Ihre Lebensqualität stark beeinträchtigt ist
Eine kognitive Verhaltenstherapie ist nachweislich die wirksamste Behandlung bei Erwartungsangst und Panikstörung. Ein Therapeut kann Ihnen helfen, die Strategien systematisch umzusetzen und individuell anzupassen.
Ihr persönlicher Aktionsplan
Hier ist ein strukturierter Plan für die nächsten Wochen:
Woche 1-2: Bewusstsein schaffen
- Führen Sie ein Angsttagebuch: Wann tritt Erwartungsangst auf? Was denken Sie? Was tun Sie?
- Identifizieren Sie Ihre Vermeidungs- und Sicherheitsverhalten
- Beginnen Sie mit täglichen 10-Minuten Atemübungen
Woche 3-4: Erste Schritte
- Praktizieren Sie kognitive Umstrukturierung: Hinterfragen Sie Ihre ängstlichen Gedanken täglich
- Reduzieren Sie ein kleines Sicherheitsverhalten
- Erstellen Sie Ihre Angsthierarchie
Woche 5-8: Exposition beginnen
- Starten Sie mit einer Situation aus Ihrer Hierarchie (Angstniveau 40-50)
- Wiederholen Sie die Übung mindestens 3-5 Mal
- Praktizieren Sie Achtsamkeitsübungen täglich
- Führen Sie Ihr Erfolgstagebuch
Woche 9-12: Intensivierung
- Steigern Sie die Exposition auf schwierigere Situationen
- Reduzieren Sie weiteres Sicherheitsverhalten
- Integrieren Sie Entspannungstechniken fest in Ihren Alltag
- Feiern Sie Ihre Fortschritte
Die Veränderungen, die Sie erwarten können
Wenn Sie die Strategien konsequent anwenden, werden Sie wahrscheinlich folgende Veränderungen erleben:
Nach 2-4 Wochen:
- Besseres Verständnis Ihrer Erwartungsangst
- Erste Momente der Erleichterung durch Atemübungen
- Mehr Bewusstsein für Ihre Gedankenmuster
Nach 6-8 Wochen:
- Deutliche Reduktion der ständigen Körperbeobachtung
- Mehr Vertrauen in Ihre Fähigkeit, mit Angst umzugehen
- Erste erfolgreiche Expositionen
Nach 3-6 Monaten:
- Deutlich weniger Erwartungsangst im Alltag
- Erweiterung Ihres Handlungsspielraums
- Mehr Lebensqualität und Freiheit
- Vielleicht noch gelegentliche Angst, aber Sie können damit umgehen
Langfristig: Mit Geduld und Übung können Sie ein Leben führen, in dem Erwartungsangst keine dominierende Rolle mehr spielt. Angst wird zu einem gelegentlichen Gast, nicht zu einem Dauermieter.
Hoffnung und Ermutigung für Ihren Weg
Die Angst vor der Angst kann überwältigend sein. Sie raubt Ihnen Lebensfreude, Freiheit und das Gefühl, Ihr Leben selbst zu gestalten. Aber Sie sind dieser Angst nicht hilflos ausgeliefert.
Tausende Menschen vor Ihnen haben den Weg aus der Erwartungsangst gefunden. Sie haben gelernt, dass die Angst vor der Panikattacke oft schlimmer ist als die Attacke selbst. Sie haben erfahren, dass sie stärker sind, als sie dachten.
Sie können das auch.
Der Weg ist nicht einfach. Es wird Tage geben, an denen Sie Rückschritte machen. Es wird Momente geben, in denen Sie zweifeln. Das ist okay. Das gehört dazu.
Aber mit jedem kleinen Schritt – jeder Situation, die Sie durchstehen, jeder ängstlicher Gedanke, den Sie hinterfragen, jeder Moment, in dem Sie Ihre Komfortzone erweitern – werden Sie stärker. Ihre Erwartungsangst verliert ihre Macht.
Beginnen Sie heute. Beginnen Sie klein. Aber beginnen Sie.
Ihr Leben wartet auf Sie – jenseits der Angst vor der Angst.
Häufig gestellte Fragen
Hinweis: Dieser Artikel enthält Affiliate-Links. Wenn Sie über diese Links einkaufen, erhalten wir eine kleine Provision. Für Sie entstehen keine zusätzlichen Kosten.


